Beikost: Wann ist das Baby bereit für den Start?
Oftmals hören es die Eltern bereits bei der U 4, der Vorsorgeuntersuchung des Babys um den 4. Lebensmonat herum, von ihrer Kinderärztin oder ihrem Kinderarzt: „Sie wissen, nun dürfen Sie bald mit der Beikost starten." Zurück bleibt manchmal eine große Verunsicherung – was bedeutet das? Ist die Muttermilch nicht mehr ausreichend für mein doch noch so zartes Baby? Wird das Kind womöglich nicht mehr satt? Und heißt das, wir müssen mit der Beikost starten, auch wenn wir gerade erst so richtig beim entspannten Stillen angekommen sind?
Nein. Der Kinderarzt bzw. die Kinderärztin sind verpflichtet, darauf hinzuweisen, dass es hierzulande eine offizielle Empfehlungsrichtlinie gibt, an der man sich orientieren kann: Die DGKE, die Deutsche Gesellschaft für Kinderernährung. Diese gibt ein sogenanntes Beikostschema heraus, das eine Richtschnur für Eltern ist.
Dieses Schema lässt eine große Zeitspanne für den Einstieg in die sogenannte Beikost zu, d. h. für das Hinzufügen von weiteren Nahrungsbestandteilen zur Hauptnahrung Muttermilch, darum das „Bei-„ im Namen. Es sollte demnach also frühestens von Beginn des 5. Monats bis spätestens zum Beginn des 7. Monats begonnen werden. In diesem Zeitraum zeigt das Baby selbst die Signale und man sollte diese Signale unbedingt abwarten. So ist das eine Baby früher, das andere etwas später bereit für Brei oder Fingerfood. Das Kind zeigt verschiedene Reifezeichen, die es braucht, um erfolgreich und mit Lust in die neue Essensphase zu starten:
Eltern beobachten, dass das Baby am Esstisch den Großen nicht nur mit seinen Blicken folgt, wenn sie selbst etwas essen, sondern versucht, danach zu greifen und sich selbst ein Stückchen direkt in den Mund zu stecken. Das bedeutet: „ich verstehe, was Ihr da macht und ich möchte auch probieren, wie das schmeckt, was Ihr da esst!“
Das Baby schiebt ein Löffelchen Brei oder ein Stück pürierte Banane nur noch ganz selten mit der Zunge direkt wieder aus dem Mund oder dieser sog. Zungenstoßreflex hat sich vielleicht schon ganz verloren. Denn so, wie das Baby bisher gewohnt war, an der Mutterbrust zu saugen, kann halbfeste Nahrung nicht hinuntergeschluckt werden. Dieser Reflex schwächt sich mit zunehmenden Monaten von ganz alleine immer mehr ab, und diese Entwicklung darf man getrost abwarten; dann bleibt das neue Essen auch im Mund.
Das Baby ist kräftig genug, für die Dauer des Essens eine Zeitlang in einer aufrechten Position zu sitzen, auch wenn es noch abgestützt werden muss. Denn es braucht eine aufrechte Haltung, um die Gefahr des Verschluckens zu minimieren. Diese Stabilität ist nicht zu verwechseln mit dem selbständigen Sitzen, das sich aus Babys natürlicher Bewegungsentwicklung ohne Hilfe von ganz alleine entwickelt. Das erfolgt meist deutlich später.
Wenn diese Reifezeichen sichtbar werden, und Baby und Eltern Lust auf den nächsten Schritt haben, dann darf man mit der Beikost starten. Zunächst sollte sich die noch ungewohnte Nahrung auch so anfühlen wie das bisherige „Essen". Statt das Kind frontal in einer Wippe zu platzieren und mit dem Löffel in Babys Mund zu zielen, ist das Essen auf Mamas oder Papas Schoß dem Stillen am nächsten. In dieser innigen Haltung darf das Baby nun selbst experimentieren. Ein Löffelchen in der Kinderhand und einer in Mamas oder Papas, so wird das Probieren von pürierter Nahrung zum selbstbestimmten Abenteuer. Selbstverständlich dürfen auch die Kinderhände zum Einsatz kommen. Das, was da in den Mund soll, muss untersucht, gefühlt, gerochen und geschmeckt werden dürfen! Hierzulande wird jüngst das sogenannte „Baby led weaning“ empfohlen, was übersetzt in etwa "vom Baby gesteuerte Entwöhnung" bedeutet. Es handelt sich hierbei um ein alternatives Ernährungskonzept zur klassischen Beikost mit Babybrei, wo Babys selbständig aus verschiedenem Fingerfood wählen und sich so eigenständig von der (Mutter)milch entwöhnen. So erfährt das Baby Selbstwirksamkeit beim Essen statt einfach passiv gefüttert zu werden.
Alle Fragen rund um die Beikost, also was in welcher Reihenfolge dem Baby am besten bekommt, ob es von nun an etwas Anderes als Muttermilch zu trinken bekommen soll oder wieviel es braucht, um satt zu sein – all diese Fragen finden in unserem
online Kurs "Baby und Beikost" eine Antwort. Wobei die letzte sich von ganz alleine beantwortet: Das Baby ist – wie bisher an der Mutterbrust auch – satt, wenn es den Kopf wegdreht und das Interesse am Weiteressen verliert. Damit signalisiert es deutlich, dass es ihm für den Moment reicht. Der frühere „Löffel für Papi", für Omi oder für Opi kann getrost eingemottet werden. Das Baby weiß am besten, wann es genug ist.
Viel Freude beim gemeinsamen Abenteuer Essen!